
Frozen Shoulder. Wenn jede Bewegung der Schulter zur Qual wird!
Leestijd: 5 minutenLeiden Sie unter anhaltenden Schulterschmerzen, die sich langsam verschlimmern und Ihre Beweglichkeit einschränken? Haben Sie Schwierigkeiten, Ihre Jacke anzuziehen oder den Arm über den Kopf zu heben? Dann könnte es sich um eine Frozen Shoulder handeln – auch bekannt als adhäsive Kapsulitis oder Schultersteife.
Diese Erkrankung betrifft etwa 2 % der Bevölkerung, tritt besonders häufig zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auf und betrifft Frauen häufiger als Männer. Die Symptome entwickeln sich schleichend, was die Diagnose oft erschwert. Gerade in der Anfangsphase denken Betroffene oft an eine vorübergehende Überlastung oder einen Sehnenriss – doch die Beschwerden können unbehandelt über mehrere Jahre anhalten.

Die stille Entzündung, die den Alltag lahmlegt
Was passiert bei einer Frozen Shoulder?
Um die Erkrankung zu verstehen, hilft ein Blick auf die Anatomie des Schultergelenks: Es besteht aus einem kugelförmigen Oberarmkopf (Humeruskopf) und einer relativ kleinen, flachen Gelenkpfanne im Schulterblatt. Stabilisiert wird das Gelenk durch das sogenannte Schulterkapselgewebe, das von einer schützenden Bindegewebsschicht umgeben ist – der Gelenkkapsel. Diese sorgt, zusammen mit der Gelenkflüssigkeit (Synovia), für reibungslose Bewegungsabläufe.
Bei einer Frozen Shoulder entzündet sich die Gelenkkapsel chronisch. In der Folge verdickt und versteift sie, was zu einem erheblichen Verlust an Beweglichkeit und intensiven Schmerzen führt. Die genaue Ursache ist oft unklar – die Erkrankung tritt jedoch vermehrt auf bei:
- Diabetes mellitus (Typ 1 & 2)
- Schilddrüsenunter- oder -überfunktion
- Autoimmunerkrankungen
- Längerer Ruhigstellung des Arms, z. B. nach Brüchen, Operationen oder Schlaganfällen
Die drei Phasen der Frozen Shoulder
1. Schmerzphase (Freezing Phase)
Dauer: etwa 2 bis 9 Monate
- Dumpfer, bohrender Schmerz im Schultergelenk, oft an der Außenseite
- Ausstrahlung in Nacken und Oberarm
- Verstärkung bei Belastung, auch im Ruhezustand
- Schlafstörungen, da Liegen auf der betroffenen Schulter kaum möglich ist
2. Steifephase (Frozen Phase)
Dauer: etwa 4 bis 12 Monate
- Deutliche Bewegungseinschränkung: z. B. Arm nicht mehr über Kopf oder hinter den Rücken führbar
- Schmerzen nehmen etwas ab, doch die Beweglichkeit verschlechtert sich zunehmend
- Alltagseinschränkungen beim Anziehen, Heben, Haarewaschen, Autofahren
3. Lösungsphase (Thawing Phase)
Dauer: 5 Monate bis 2 Jahre
- Beweglichkeit nimmt langsam wieder zu
- Schmerzen sind minimal oder vollständig verschwunden
- Der Heilungsprozess ist langwierig, aber die Prognose insgesamt gut

So lässt sich eine Frozen Shoulder behandeln
Die gute Nachricht: In den meisten Fällen heilt die Frozen Shoulder ohne Operation – allerdings über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren. Eine frühzeitige und gezielte Therapie kann diesen Prozess deutlich verkürzen.
Konservative Therapie
✅ Physiotherapie
Bewegungsübungen unter Anleitung eines erfahrenen Therapeuten helfen, die Gelenkkapsel sanft zu mobilisieren. Wichtig: nur bis zur Schmerzgrenze trainieren!
✅ Medikamentöse Schmerztherapie
Entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen, Diclofenac oder Naproxen lindern Schmerzen und verbessern die Bewegungsfähigkeit.
✅ Kortisoninjektion
Bei starken Schmerzen kann eine gezielte Injektion in das Schultergelenk die Entzündung kurzfristig stark reduzieren.
✅ Wärmeanwendungen & leichte Bewegung
Wärme kann die Durchblutung fördern und Spannungen lösen. Auch Alltagstätigkeiten wie Spazierengehen mit lockeren Armbewegungen sind hilfreich.
Was hilft NICHT?
❌ Massage
❌ Dry Needling
❌ Ultraschalltherapie
❌ Elektrotherapie
Diese Methoden haben sich in Studien nicht als wirksam gegen die Frozen Shoulder erwiesen – sie können sogar den Heilungsprozess verzögern.
Wann ist eine Operation notwendig?
Nur in seltenen Fällen, wenn die Beweglichkeit nach langer Zeit trotz Therapie stark eingeschränkt bleibt, ist eine operative Behandlung (Arthroskopie) erforderlich. Dabei löst der Chirurg Verklebungen und kann das Kapselgewebe vorsichtig durchtrennen. Eine solche Maßnahme sollte jedoch erst erwogen werden, wenn die aktive Entzündung abgeklungen ist.
Fazit: Die richtige Diagnose ist der erste Schritt zur Heilung
Viele Betroffene erkennen eine Frozen Shoulder erst spät – denn anfangs erscheinen die Symptome unspezifisch. Doch je früher die Diagnose gestellt wird, desto besser lässt sich der Verlauf positiv beeinflussen.
Wenn Sie länger als 3–4 Wochen unter Schulterschmerzen leiden oder Ihre Schulter immer steifer wird, suchen Sie frühzeitig Ihre Hausärztin oder Ihren Orthopäden auf.
Tipp: Lassen Sie sich auch in der Apotheke zur Schmerzmedikation bei Schultererkrankungen beraten – dort erhalten Sie wertvolle Tipps zur unterstützenden Selbstbehandlung.