Es liegen jetzt (Oktober 2022) bereits einige Corona-Wellen hinter uns. Perioden mit schweren Infektionen, mit Todesfällen, aber auch mit Menschen, die nach einer Corona-Infektion nicht wirklich genesen und die Langzeitsymptome behalten. Die Bezeichnung für diese Beschwerden hat sich kürzlich geändert. Früher wurden die Beschwerden als Long-COVID bezeichnet, jetzt ist daraus die Bezeichnung Post-COVID geworden. Das liegt daran, dass "Long" für langfristige COVID-Symptome steht, während die Beschwerden erst nach der Corona-Infektion auftreten, d. h. nach (post).
Bislang herrscht noch große Unsicherheit über Post-COVID, was nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass wir uns in Deutschland erst seit Anfang der 2020er Jahre mit COVID beschäftigen. Aus diesem Grund werden in vielen Ländern jetzt Untersuchungen zu den Symptomen und dem Schweregrad durchgeführt, um auf diese Weise ein klares Bild von der Zahl der Post-COVID-Patienten zu bekommen.
Menschen mit Post-COVID zeigen häufig Symptome von:
- Müdigkeit und schlechte Kondition
- Kurzatmigkeit
- Muskelschmerzen und Muskelschwäche
- Herzklopfen
- Leichtes Fieber (erhöhte Werte)
- Vergesslichkeit
Aber auch Probleme beim Schlucken und Sprechen, verminderter Appetit, Stimmungsschwankungen und Einschränkungen bei der Aufnahme von Alltagsaktivitäten.
Eine Störung des autonomen Nervensystems
Nach Ansicht mehrerer Experten handelt es sich bei diesen Symptomen um typische Merkmale eines gestörten autonomen Nervensystems. Unser Körper besteht aus mehreren Arten von Nervensystemen, die alle Teile des Körpers miteinander verbinden. Eines dieser Nervensysteme ist das autonome Nervensystem. Dieses autonome Nervensystem, auch vegetatives Nervensystem genannt, besteht aus zwei Teilen: dem Sympathikus und dem Parasympathikus. Durch den Sympathikus können wir Leistung erbringen, während der Parasympathikus für Ruhe und Erholung sorgt.
Alle Signale an das autonome Nervensystem kommen aus dem Hirnstamm. Ein Teil des Gehirns, der sich in der Mitte des Gehirns befindet und eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung von Funktionen wie Atmung, Temperatur, Herzfrequenz und Blutdruck spielt. Die Kontrolle über Nerven und Muskeln ist unbewusst. Das Stammhirn bestimmt autonom, d.h. selbständig, welche Handlungen im Körper zu einem bestimmten Zeitpunkt stattfinden sollen. Der Körper kann zum Beispiel arbeiten oder ruhen. Als Mensch haben Sie selbst wenig Einfluss darauf. Diese Prozesse finden jenseits unseres Willens statt.
Ständig im "An-Modus”
Normalerweise halten sich der Sympathikus und der Parasympathikus gegenseitig in einem perfekten Gleichgewicht. Bei einer Reihe von Menschen ist dieses Gleichgewicht jedoch nach einer Coronarinfektion gestört. Höchstwahrscheinlich ist es vor allem der Parasympathikus, der nicht mehr richtig funktioniert. Dies bedeutet, dass die vom Sympathikus ausgesandten Reize nicht oder nicht ausreichend kompensiert werden. Dies führt zu Reaktionen wie Herzklopfen und starker Müdigkeit. Jemand steht sozusagen immer im Modus "an”.
Ruhe ist das Zauberwort
Die beste Möglichkeit, die Symptome von Post-COVID zu behandeln, ist in erster Linie Ruhe. Dies ist nur möglich, wenn so viele Reize wie möglich vermieden werden. Reize, die zu einem späteren Zeitpunkt langsam wieder aufgebaut werden können. Deshalb ist es wichtig, sich auf die Grundlagen zu besinnen und dafür zu sorgen, dass man sich immer und überall ausruhen kann.
Post-COVID ist keine Anstellerei, sondern eine ernstzunehmende Erkrankung. Wenn man dies erkennt und entsprechend handelt, kann man den Weg zur Besserung einschlagen. Wichtig ist dabei, das Beschwerdebild als Ganzes zu sehen, als eine Störung des gesamten Körpers. Man sollte Beschwerden nicht individuell behandeln, wie etwa eine Physiotherapie bei Atemproblemen oder ein Kardiologe bei Herzklopfen. Wenn dies geschieht, werden die Kosten höher sein als der Ertrag und die Genesung wird viel länger dauern. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt darüber und stellen Sie gemeinsam mit einem Ergotherapeuten oder einem Rehabilitationsarzt einen Behandlungsplan auf, um Ihr Energieniveau langsam wieder ins Gleichgewicht zu bringen und den parasympathischen Teil Ihres autonomen Nervensystems wiederherzustellen. Es gibt immer mehr Erkenntnisse, die allen Betroffenen hoffentlich bei der Genesung helfen können.